Astrid Lott weiss, wie man beim Dekorieren das Pünktchen auf das i setzt. So ist auch der Name ihres Geschäfts nicht zufällig gewählt: in punkto Deko. «Alles hier drin entsteht mit sehr viel Herzblut», so Astrid. Der Laden ist neu an der Hünenbergerstrasse direkt neben dem «Raben», wo früher das Solarium war. «Als ich die Räumlichkeiten zum ersten Mal besuchte, sah es schlimm aus.» Das Solarium hatte unübersehbare Spuren hinterlassen, noch mehr waren gut versteckt hinter den Wänden. Dennoch sah Astrid das Potenzial dieser Lokalität. «Ich wollte etwas mit Ecken, Kanten und Nischen. Hier erkannte ich sofort den Charme des Altbaus.»
Eine besondere Superkraft
Diese Superkraft beherrscht Astrid: Steht sie vor einem alten Stuhl, einer unscheinbaren Kommode oder hält sie ein defektes Kabel in der Hand, sieht sie vor dem inneren Auge bereits, was daraus werden kann. Wenn sich etwas noch nicht ganz ergibt, hebt sie alte Sachen gern auf – so hat sie das nötige Material zur Hand, wenn sie von der Muse geküsst wird. «Ganz zum Leidwesen meines Mannes ist unser Haus überall ein bisschen voll. Wenn ich eine Idee habe, brauche ich Material zum Arbeiten. Müsste ich das erst suchen oder kaufen, könnte ich nicht richtig arbeiten.» Dabei achtet Astrid darauf, dass ihre Ware immer eine besondere Note erhält. Das geschieht oft mit einem herzerwärmenden schweizerdeutschen Spruch, wie zum Beispiel «Eifach mal abschalte» bei einem Klickschalter-Schlüsselanhänger.

Die Freude des Gebens Als Mutter, Geschäftsfrau und leidenschaftliche Werkerin hat Astrid schon ein ziemlich volles Leben. Doch neben alldem darf für sie der Sport nicht fehlen. «In der dritten Klasse ging ich zur Leichtathletik, später wechselte ich zum Handball und blieb schliesslich im Unihockey hängen.» Heute widmet sie zwei Abende die Woche dem Sport. Dabei trainiert sie nicht nur selbst, sondern begleitet verschiedene Juniorinnengruppen zwischen 10 und 18 Jahren. «Diese freiwillige Arbeit im Verein ist mir wichtig. Ich profitierte als Kind, Jugendliche und sogar als Erwachsene selbst enorm von den Trainings. Das ist jedoch nur möglich, wenn auch Leute bereit sind, diese Zeit zu geben.» Nun sieht sie es als ihre Aufgabe, der nächsten Generation diese Chance zu ermöglichen. «Und ich hoffe, dass es noch lange so weitergehen kann.» Den Grundstein dafür hat sie gelegt, denn auch ihre Kinder sind ausgebildete Leiter und sind oder waren als Trainer engagiert.
Altes Holz und Blumen
Ihr Flair für das Basteln, Werken und Dekorieren hat sie aus ihrer Kindheit mitgenommen. «Ich bin ausserhalb von Zug Richtung Oberwil in einem alten Haus aufgewachsen. Wir hatten einen grossen Garten, einen gut ausgerüsteten Keller und viel Zeit.» Astrids Mutter dekorierte das Haus mit Blumen und Kränzen stets passend zur Jahreszeit – die Kinder wurden gerne miteinbezogen. Die naturnahen Farben und Materialien wie Holz, Moos oder Schneckenhäuser prägen bis heute Astrids Produkte. Das kreative Handwerk genoss sie so sehr, dass ihr Traumberuf Floristin war. «Nach dem Schnuppern war ich nicht mehr so begeistert und ging in den Verkauf. Dort traf ich auf ein internes Deko-Atelier und durfte tatkräftig beim Schmücken des Ladens mithelfen», erinnert sich Astrid.
Es kommt, wie es muss
Nach der Lehre fasste Astrid eine Weiterbildung als Dekorateurin ins Auge. «Das wäre auch möglich gewesen, doch ich hätte ein Zwischenjahr einlegen müssen.» Dafür hatte sie keine Geduld. Stattdessen machte sie die ergänzende Ausbildung zur Detailhandelsangestellten. So kam sie nach Cham, wo sie 13 Jahre beim Schuhhaus Gretener im Büro arbeitete. Als sie Mutter wurde, beschloss sie, den Job aufzugeben und sich um die Familie zu kümmern. «Ich genoss diese Zeit sehr. Und als die Kinder grösser wurden, hatte ich wieder Raum für meinen alten Traum von einem eigenen Geschäft.» Die Windungen des Lebens führen zu unerwarteten Türen und für Astrid ist klar: «Wenn etwas nicht klappt, sollte es nicht sein oder es war noch der falsche Zeitpunkt. Ich glaube stark daran: Am Ende kommt es, wie es muss.»
Astrid Lott wünscht sich im nächsten ChomerBär ein Gespräch mit Anita Müller.