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Nachruf auf ein Kultobjekt

Kreuz-Saal: Wo Kultur, Politik und Gemeinschaft ­zusammenkamen, bleibt nun nur Geschichte.


Nachruf auf ein Kultobjekt
Die Liegenschaft Luzernerstrasse 14 mit dem Kreuz-Saal am Gemeindehausweg, 2025

1883, als Cham kräftig zu wachsen begann, liess Johann Rast-Köpfli (1854–1915) die Liegenschaft an der Luzernerstrasse 14 erbauen und richtete darin ein Gasthaus ein, das «Kreuz». Zwei Jahre später lud Rast an der Fasnacht bereits zum «Freitanz und Maskenball» ein.

Der Kreuz-Saal entsteht
1929 zeichnete sich eine bedeutende Wende ab, als die Kreuz-Genossenschaft die Liegenschaft übernahm. Ihr Ziel war es, aus dem «Kreuz» einen kulturellen und gesellschaftlichen Treffpunkt zu schaffen. Sie erstellte zwischen 1930 und 1938 in zwei Etappen den Anbau für den Theatersaal am Gemeindehausweg. Es entstand ein Ort, an dem sich alle trafen.  Die Nähe zur Pfarrkirche prädestinierte das «Kreuz» und seinen Saal für den Besuch nach dem Gottesdienst, Gläubige feierten die Taufe ihrer Kinder oder versammelten sich zum Leichenmahl. Den hinteren Anbau des Saals nutzten verschiedene Organisationen, die der katholischen Kirche nahestanden: Gesellenverein (heute Kolping), Jungmannschaft, Jungfrauenkongregation, Jungwacht und Blauring. Damit war der Anbau des «Kreuzes» eine Art Vorgänger des Pfarreiheims. 1982 wurde im hinteren Teil der erste Chamer Jugendtreffpunkt eröffnet.

Die Liegenschaft Gemeindehausweg 2 zwischen «Spritzenhaus» und der Liegenschaft Widmer, 1981
Die Liegenschaft Gemeindehausweg 2 zwischen «Spritzenhaus» und der Liegenschaft Widmer, 1981

Auch eine politische Bühne
Seit jeher war das «Kreuz» das Stammlokal der Konservativen, wo sie im Saal ihre Parteiversammlungen abhielten. Auch die Bürgergemeinde nutzt den Saal: Sie führte bis 2016 zweimal jährlich ihre Gemeindeversammlungen durch. Der Bürgerrat benutzte das Sitzungszimmer während des Spitalumbaus in den 1990er-Jahren – um nach getaner Arbeit in der Gaststube einen Imbiss einzunehmen. 

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Ländler, Fasnacht und Pop
1975 übernimmt Seppi Fuchs das «Kreuz». Im Kreuz-Saal führte er Ländlerstubete durch, die Beachtung weit über Cham hinaus fanden und zu einem Treffpunkt der Volksmusikfreunde wurden. Legendär waren die Maskenbälle, an welchen immer auch Schnitzelbankgruppen auftraten. Ab 2005 bis 2018 holte die Veranstaltergruppe «Live in Cham» ein eher jüngeres Publikum in den Kreuz-Saal mit bekannten Gruppen wie Les Sauterelles, Stiller Has, Polo Hofer, Sina oder VeraKaa, um nur einige zu nennen. 
2023 verliess die Pächterfamilie Peinhaupt das «Kreuz», das Restaurant steht leer. Anfang 2025 gab die Eigentümerin, Enikon AG, bekannt, dass der Kreuz-Saal am Gemeindehausweg 2 einem Neubau weichen wird. Die Kreuz-Liegenschaft dagegen wird saniert. Ende Mai war der Kreuz-Saal Geschichte.

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