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Sport
Zu Besuch im OYM – Trainieren wie ein Champion

Mit seiner metallischen, etwas verschwiegenen Fassade würde das OYM auch in einem James-Bond-Film eine gute Figur abgeben. Ein Hauch von Mystik umgibt das Gebäude. Kein Wunder, dass es schon mehrfach meine Neugier geweckt hat. Was mag sich hier wohl abspielen? In meiner Vorstellung entstehen Bilder von Elitesportlern, die dank modernster Technologie übermenschliche Fähigkeiten entwickeln. Doch ist es wirklich die Technik, die dem EVZ, der hier trainiert, seit der Eröffnung des OYM zu zwei Meistertiteln verholfen hat?


Zu Besuch im OYM: Trainieren wie ein Champion
Foto: Christof Möri (bildermachermoeri.ch)

Um das herauszufinden, habe ich mich mit Mike Slongo für ein kleines Probetraining verabredet. Im OYM ist Mike so etwas wie ein Urgestein. Der gebürtige Stadtberner hat selbst einen Hintergrund im Eishockey, studierte Sportwissenschaften und begann seine Laufbahn im Spitzensport bei den SCL Tigers, bevor er 2005 als Athletiktrainer zum EVZ stiess. Er kennt das OYM wie seine Sporttasche, schliesslich begleitet er das Projekt seit seinen Anfängen.

Der Name ist Programm

Das Schlagwort «On Your Marks», zu Deutsch «Auf die Plätze», verleiht dem Kompetenzzentrum seinen Namen. Neben dem EVZ trainieren hier Sportgrössen wie der Skifreestyler Noé Roth oder Bobpilot Michael Vogt, der jüngst wieder eine EM-Medaille eroberte. Aktuell nutzen rund 150 Athleten die Anlage – von Nachwuchstalenten bis hin zu Profis mit jahrzehntelanger Erfahrung. Der Fokus liegt dabei auf Mannschafts- und Kraftsportarten. Ausdauerathleten wie Marathonläufer oder Radsportler sind derzeit kaum anzutreffen, sind aber auch willkommen. Der grosse Vorteil des OYM ist, dass hier alle Aspekte des Trainings unter einem Dach vereint sind. Die vier Kernkompetenzen: OYM Research & Development, Athlete Health Management, Athletic Training und Nutrition, arbeiten eng zusammen und werden durch Datenwissenschafter und Biomechaniker unterstützt.

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Keine Tricks, nur harte Arbeit

Schon das Foyer hinterlässt einen bleibenden Eindruck: Hochwertige Oberflächen und gezielt inszenierte Einblicke in die Gebäudetechnik erzeugen einen edlen und zugleich futuristischen Look. Ich erhalte eine Zugangskarte, mit der ich mich selbstständig durch das luftige, kaskadierende Treppenhaus zu den Garderoben bewegen kann. Dort reihen sich Dutzende Spinde aneinander. Im Duschbereich gibt es sogar eine Sauna.
Zurück im Eingangsbereich erwartet mich Trainer Mike mit einem freundlichen Lächeln. Er führt mich in den Athletikbereich. Im Gespräch wird schnell klar: Es gibt keine geheimen Tricks, welche man Mike entlocken könnte. Die Grundlagen, bestehend aus Training, Ernährung und Regeneration, müssen stimmen und die entsprechenden Pläne müssen konsequent eingehalten werden. Eine der grössten Herausforderungen für einen Trainer sei es, die Athleten dazu zu bringen, im Training immer wieder an ihre Grenzen zu gehen, auch wenn der direkte Nutzen in der Sportart nicht immer sofort sichtbar ist.

Bekanntes mit einem Twist

Nach einer kurzen Fragerunde beginnen wir mit einem Stretching, das Koordinationselemente und Rumpfstabilitätsübungen kombiniert. Aufgewärmt betreten wir den angrenzenden Raum, in den ich bereits die ganze Zeit neugierig hinüberschiele. Hier steht der Traum eines jeden Kraftsportlers. In meinen zahlreichen Versuchen, Muskeln aufzubauen, habe ich schon viele Fitnessstudios gesehen, aber eine derartige Ausstattung gibt es in der Schweiz wohl kein zweites Mal. Meine letzte Trainingseinheit liegt leider ein paar Jahre zurück, denn vor Kurzem habe ich den Laufsport für mich entdeckt und letztes Jahr einen Marathon absolviert.
Mike steuert direkt auf die Beinpresse zu. Erleichtert atme ich auf – mit diesem Gerät kenne ich mich aus. Doch sobald ich mich ins Sitzleder schwinge, enthüllt Mike den Haken an der Übung: «Du lässt das Gewicht langsam in vier Sekunden herunter, hältst es für vier Sekunden und drückst es dann in vier Sekunden wieder nach oben.» Nach wenigen Wiederholungen brennen meine Beine bereits. Am Übungsende nach der geforderten Spannungsdauer fühlen sich meine Beine an wie Pudding.
Etwas wackelig auf den Beinen begebe ich mich zum nächsten Gerät: dem Ruderzug. Auch hier wähne ich mich auf sicherem Terrain. Ich will gerade das Gewicht einstellen, als Mike mir zuvorkommt und den Bolzen fast ganz nach unten steckt. Ich bin mir sicher, dass ich die Hebel keinen Zentimeter bewegen werde. Doch unter Mikes ermunternden Anweisungen tun es die Griffe dann doch. In regelmässigen Abständen verstellt Mike den Pin nach oben, sodass das Gewicht stetig leichter wird. Einfacher wird die Übung dadurch aber nicht – meine Muskeln sind längst am Limit.

Mit dem Airbike holt Mike das Maximum aus mir heraus.
Mit dem Airbike holt Mike das Maximum aus mir heraus.

Die finale Herausforderung

Mich erwartet noch eine letzte Herausforderung. Ich habe heute weder gefrühstückt noch zu Mittag geges­­sen – ein klarer Verstoss gegen eine der wichtigsten Grundregeln: die richtige Ernährung. Das «Airbike» soll mir nun zeigen, wie sich ein intensives Intervalltraining anfühlen soll. Die Konstruktion sieht aus wie ein Fahrrad mit Pedalen und zwei Griffen, an denen man zusätzlich ziehen und drücken kann. Damit wird ein kleines Windrad angetrieben. Das Gerät funktioniert komplett ohne Strom. Ausgerechnet diese simple, fast primitive Maschine soll mich jetzt an meine Grenzen bringen? Zwei 30-Sekunden-Sprints ans absolute Limit, gefolgt von einem finalen zweiminütigen Effort. Ich gebe alles. Vor allem weil ich Coach Mike, der schon so viele Sportler:innen betreut hat, nicht enttäuschen will. Fix und fertig klappe ich fast zusammen.


Hightech

Mike verabschiedet sich, und nun erhalte ich von Sabrina Näf aus dem Bereich Marketing & Kommunikation eine kurze Tour durch die Räumlichkeiten des OYM. Sabrina reicht mir ein hausgemachtes hypotonisches Getränk, Geschmacksrichtung: Orange-Carrot. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht’s los. Wo mich vorher die Einfachheit des Trainings überrascht hat, bestätigen sich hier zumindest Teile meiner wilden Vorstellungen. Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich ein Eisfeld, das mithilfe von Hydraulik auf NHL-Grösse verkleinert werden kann. Im Untergrund befindet sich die «Skillzone», in der Schüsse geübt werden können. Ein eigens dafür angefertigtes Laufband mit dickem Kunststoffbezug ermöglicht es, dieses mitsamt Schlittschuhen zu nutzen. In den oberen Rängen um das Eisfeld befinden sich Relaxboxen, in denen mithilfe von Licht- und Soundstimulation die Spieler optimal ausruhen können. Oberhalb des Eisfelds befindet sich eine weitere Sporthalle. Die Bodenmarkierungen scheinen seltsam zu leuchten. Werden sie projiziert? Nein, der gesamte Boden ist ein Glasboden. Per Touchscreen lässt sich für mehrere Sportarten das passende Spielfeld mittels LED-Beleuchtung anzeigen und bei Bedarf in Sekundenschnelle wechseln.  

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Futuristisch: das OYM im Lorzenpark, Bild: Valentin Studerus
Futuristisch: das OYM im Lorzenpark, Bild: Valentin Studerus

Dem Zufall sei Dank

Das OYM wurde übrigens komplett von Dr. H. P. Strebel finanziert. Der Apotheker hat ein Medikament entdeckt, das gegen Multiple Sklerose hilft, und konnte es einem Pharmakonzern verkaufen. Das OYM sei ein Geschenk an die Gesellschaft.
Ebenfalls im OYM integriert ist das OYM College, in dem aktuell 120 Schülerinnen und Schüler in der Sportschule das KV oder  das Gymnasium mit SPF Wirtschaft und Recht absolvieren. Die Atmosphäre in den hoch aufragenden Räumlichkeiten ist ruhig, und die Schüler wirken alles andere als gestresst. Im College steht der Sport im Mittelpunkt, und der Schulalltag wird rund um das Training organisiert. Auf dem Rückweg kommen wir am Auditorium vorbei, das direkt hinter der Rezeption liegt. Hier finden neben internen Anlässen auch kulturelle, öffentliche Veranstaltungen wie die beiden Konzerte im Mai von der Brass Band Musikgesellschaft Oberrüti am 16. Mai und der Musikgesellschaft Cham am 24. Mai statt.


Essen wie ein Sportler

Die Tour endet in der «Sport Meets Sport»-Bar (kurz SMS-Bar)». Ein bunter Mix aus Pflanzen, gemütlichen Hängesesseln und verschiedenen Sitzmöglichkeiten lädt zum Verweilen ein – alles mit Blick auf ein weitläufiges Feld. Leider ist diese nicht öffentlich zugänglich. Wer sich dennoch wie die Sportlerinnen und Sportler ernähren möchte, wird bald die Gelegenheit dazu haben: Am 24. April 2025 eröffnet im Papieri-Areal das von OYM initiierte «TReat Restaurant». Von Montag bis Freitag von 11.00 bis 14.00 Uhr bietet es die Möglichkeit, sich wie ein Athlet oder eine Athletin zu ernähren.
Das OYM ist ein Ort, der in jeder Hinsicht neue Massstäbe setzt: von der futuristischen Architektur über das hochkarätige Personal bis hin zur Hightech-Ausstattung. Doch am Ende des Tages zählt die harte Arbeit und Disziplin der Athletinnen und Athleten. Das ist mit Sicherheit das grösste Geheimnis des Erfolgs des EVZ. Ich zumindest bin froh, dass ich es dann doch etwas lockerer nehmen kann und mir meine Trainingseinheiten selbst einteilen darf. Das «Leiden» überlasse ich gerne den Profis.